Haifa, 14.04.2019

Haifa liegt im Norden von Israel und ist eine der wichtigsten Hafenstädte des Landes. Und es ist einen Besuch wert.

Der Tag begann wie angekündigt recht früh: durch die besonderen Sicherheitsvorkehrungen war am frühen Morgen nach dem Anlegen eine persönliche Identitätskontrolle aller Passagiere und Crewmitglieder notwendig. Dieses begann dann um 7 und endete schon gegen halb 9.


Für diejenigen , welche einen Ausflug nach Jerusalem oder Bethlehem machten, kam dies sogar den Leuten entgegen, da sie ohnehin einen langen Weg vor sich hatten.
Ich blieb selbst in Haifa und machte mich nach einem gemütlichen Frühstück auf eigene Faust los um die Stadt zu erkunden: Einfach schauen wohin die Füße einen tragen.

Einige Minuten nach der Hafenterminal hörte ich aus einer Straße lautes Getrommel.

An einer katholischen Kirche, der St. Elias Kathedrale of the Melkite Catholic, war eine Menge an Leute in, ich entschuldige mich mal vorweg, wenn dieser Begriff falsch und abwertend klingt, Pfadfinderkleidung, die hiermit zum Gottesdienst zum Palmsonntag einluden.

Viele Kirchgänger kamen in bester Kleidung und erhielten am Eingang jeweils einen Palmemzweig.

Auch ich wurde herzlich, und dieses Wort trifft es ganz sicher, eingeladen, ich solle ruhig reinschauen. Da ich aber nicht stören wollte, verdrückte ich mich aber recht schnell und so dezent wieder wie möglich.

Danach ging ich durch die Gassen weiter in Richtung des Bahai-Tempel und den persischen Gärten. Haifa ist Weltzentrum der Bahai-Religion. Es ist die jüngste Weltreligion mit etwa fünf bis acht Millionen Anhängern.

In Haifa wurde dem Märtyrer und Religionsstifter des Babaismus, Sayyid Ali Muhammed – oder kurz Bab – ein imposantes Mausoleum errichtet:
Der Schrein des Bab ist seit 2008 Weltkulturerbe. Über den Gebeinen des Märtyrers wurde 1953 ein prachtvoller Tempel errichtet, der zum Wahrzeichen Haifas geworden ist.

Hauptattraktion sind jedoch die prachtvollen Gartenanlagen, die oft als achtes Weltwunder bezeichnet werden und aus 19 übereinander liegenden Terrassen bestehen.

Bis zur ersten Plattform kann man ohne Eintrittsgebühr aufsteigen und Fotos machen. Leider war der weitere Aufstieg nicht möglich, da der Garten gerade gemacht wurde.

Man konnte sich übrigens die ganze Zeit frei durch die Stadt bewegen. Nichts von wegen argwöhnische oder taxierende Blicke, wie anderen Orten. Stattdessen erlebte ich Haifa von den Menschen her als offen und herzlich.

Die Häuser sind in ihrem Stilrichtungen und Bauweise durchmischt. Zwar gibt es einzelne Viertel, wie das deutsche Viertel, in dem ein Baustil überwiegt, aber dies ist eher die Ausnahme. Was eher allen gemein zu sein scheint, sind die Wassertanks und viele Satellitenschüsseln auf den Dächern.
Nachdem ich das deutsche Viertel durchwanderte machte ich mich auf dem Weg zur Stella Maris. Dies schien auf der Karte der Hafeninfo nicht so weit entfernt. Und wo ich ja schonmal dabei war…

Nun ja.. Was die Karte nicht so zeigte, war der Höhenunterschied. Es war nämlich auf den naheliegenden Hügel. Ganz oben. Am Ende einer Strasse die fast ein Kilometern hoch führte. Mit einem krassen Abgrund auf der einen Seite und Fels auf der anderen.
Hätte ich mich vorher richtig informiert, wäre es klar gewesen. Aber sonst es halt wenn man spontan los marschiert. Man kann es nicht so planen. Aber andererseits macht es genau deswegen den Reiz aus:
So ist es spannender und man entdeckt dabei auch Dinge, die vorher unbekannt und daher auch nicht planbar sind.

Das Kamelitenkloster Stella Maris ist ein Kloster mit einer sehr schönen kleinen Marienkapelle. Offenbar kommen hier viele junge Paare mit ihrem Baby hin, um es segnen zu lassen.

Neben dem Kloster befindet sich ein Gondellift, mit dem man wieder nach unten zur Stadt kommen kann.

Jedenfalls dann, wenn kein starker Wind weht. Meine Füße waren schon dabei Beschwerdepetitionen zu verfassen, so dass ich gewillt war, das zu machen…

Nur war es windig. Und so fuhren auch keine Gondeln. Ich hatte also die Wahl dieselbe Strecke wieder zurück zu gehen.. Oder?
Unten sah ich eine lange Strandpromenade. An die würde ich sonst nie mehr kommen, wenn ich den selben Weg zurückging.

Aber wenn ich noch ein Stück weiter, über den Berg und dann auf der anderen Seite runter und dann…
Kurz: I did it. Und es hat sich gelohnt

Außerdem hab ich hier und da geschaut ob es irgendwelche Abkürzungen für Fußgänger gibt, die auf keiner Karte sind. Und fand dann auch eine. Und wurde mit einem grünen Herz belohnt.

Die Strandpromenade begann mit einem wilden Teil in dem Surfer und Kiter waren. Sie zog sich dann bis zum Stadtkern hin.


Hier kann man sehr gut flanieren und bei guten Wetter sicherlich auch länger bleiben. Leider ist dort wegen dem Wellengang kein Baden erlaubt.

Bei einer Kaserne und dem Hafen musste man aber wieder in die Stadt abbiegen.

Man kommt dabei an einen alten, kaum ausgezeichneten Templerfriedhof vorbei. Auch andere interessante Gebäude sind auf dem Weg zu finden.

Am Ende hab ich fast 15 Kilometer abgewandert. Aber die vielen Eindrücke und Einblicke hätte man sonst durch eine normale Touristen-Führung so sicher nicht erhalten.

 

Eine einzige Sache war heute etwas schade: die Crew der AIDA verpasste es beim Ablegen die Auslaufmusik zu spielen. Diese gehört für mich inzwischen dazu und verursacht, auch wenn ich das Lied von Enya schon so häufig hörte, immer noch und immer wieder für Gänsehaut. Es gehört einfach dazu.
Irgendwann, als wir schon fast aus dem Hafen raus waren, fiel es jemand auf und es wurde noch eingeschaltet. Aber leider nur wenige Takte lang. Dann hat es irgendein Schnösel wieder abgestellt.